Frank J. Ebner, 20 Historische Gasthäuser – Badens gute Stuben, Badischer Landwirtschafts-Verlag, Freiburg, 92 Seiten, ISBN 978-3-9822988-5-6, 14,50 €.
Im Verein Badische Heimat hatten in der Vergangenheit die „historischen“ Gaststätten als Zeugnisse lokaler Kultur eine besondere Aufmerksamkeit inne. Man denke nur an den Stubenvater Emil Baader, der in ihnen landauf, landab „Heimatstuben“ einrichtete, die herausragenden Persönlichkeiten gewidmet waren. Gasthäuser waren oft jahrhundertelang in Familienbesitz, hatten im Dorf als Ort für Versammlungen und Familienfeiern von Hochzeiten bis zu Beerdigungen einen festen Platz, so wie sie meist auch augenfällig neben der Kirche und dem Rathaus zu verorten sind. Die Dorfgasthäuser erleben in den letzten Jahren ein stilles Sterben – die Heimatstuben wurden, selbst bei Fortbestand, aber Besitzerwechsel, „aufgelöst“. Ein Stück badischer Geschichte geht mit ihnen unwiederbringlich verloren.
Frank J. Ebners Eigeninitiative ist es zu verdanken, dass diesem Artensterben und dem Verlust eines Kulturgutes eine Veröffentlichung entgegengesetzt wird, die zum einen Gäste ermuntert ihren Bestand durch einen Besuch zu unterstützen und auch ein Zeichen der Solidarität für die Gastwirtsfamilien ist.
In zeitgemäßer Form eines Bookazines stellt der Autor 20 historische Gasthäuser vor, die sich vom „Rebstock“ in Laufenburg und dem „Anker“ in Konstanz quer durch Baden bis „Zum Falken“ nach Neudenau erstrecken.
Schon vor über 20 Jahren hatte sich Frank J. Ebner dem Thema angenommen („Historische Dorfgasthäuser und ländliche Kultur“, Schillinger Verlag, Freiburg). Parallel rief er 2006 die Homepage https://www.historische-gasthaeuser.de/ ins Leben, auf der mehr als 60 historische Gasthäuser und Weingüter aufgeführt sind.
Ebner ging es in zwei weitern Buchveröffentlichungen darum, sich in einer Art Zeitreise auf den Weg zu und in die Gasthäuser zu machen – kulinarische Kriterien spielen keine Rolle, die Gastwirtsfamilie und das Gasthaus, und damit die Orts- und Regionalgeschichte, stehen im Mittelpunkt. Betrachtungskriterium ist eine Bausubstanz, die den Ursprung noch erkennen lässt und die nicht mit modischem Unrat verziert wurde. Das Buch stellt historische und aktuelle Aufnahmen gegeneinander und zeigt baulich gewachsene und behutsame Veränderungen. Besitzerfamilien eines Dorfgasthauses sind authentische Menschen, oft sogar Originale, mit einer eigenen Geschichte, die mit ihrem ‚guten‘ Namen seit Generationen für das Produkt auf und um den Teller einstehen und den Gast teilhaben lassen – und in ihre Familie mit ihrer natürlichen Gastfreundschaft mit einbeziehen. Und den Gast teilhaben lassen vor allem an der „bleischweren Dichte der Zeitlosigkeit“, die ein Dorfgasthaus umgibt.
Der Endsechziger Frank J. Ebner hat nach gut 25 Jahren ehrenamtlichem Engagement das Gasthaus-Projekt in andere Hände abgegeben und sich aus der praktischen Arbeit zurückgezogen. Seine Aktivitäten fanden bei Organisationen aller Art keine Unterstützung – sodass es nun an jeder und jedem liegt, die Historischen Gasthäuser in Baden durch eine Einkehr am Leben zu erhalten. Dafür gibt die Veröffentlichung wertvolle Hinweise.
Hubert Matt-Willmatt