Am 21.10.2025 hat der Freiburger Regierungspräsident im Bernardussaal in Elzach-Yach fünf Ehrennadeln des Arbeitskreises Alemannische Heimat für ehrenamtliche Verdienste um die Heimatpflege verliehen. Bei einer Feierstunde im Yacher Dorfgemeinschaftshaus zeichnete Carsten Gabbert zusammen mit dem Vorsitzenden des Arbeitskreises, Bernhard Fehrenbach, folgende Personen aus:

  • Claus-Michael Hoch aus Elzach-Yach
  • Hildegard Welle aus Hausach
  • Josef Ritter aus March-Hugstetten
  • Waltraud Schoch aus Wolfach und
  • Ursula Hülse aus Denzlingen

Die Geehrten sind in der Heimat- und Brauchtumspflege, dem Trachtenwesen und dem Trachtentanz, bei der Heimatforschung oder dem Aufbau und Betrieb eines Heimatmuseums aktiv. Anlässlich der Verleihung kamen aus dem gesamten Regierungsbezirk Freiburg Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden und Vereinen der Heimat- und Brauchtumspflege in den beschaulichen Ortsteil von Elzach.

 

Die Beziehungen zum Elsass sind ein wichtiger Faktor der Arbeit der Badischen Heimat, und die Badische Heimat hatte Gelegenheit, sich und ihre Aktivitäten auf dem „Badisch-Elsässischen Kulturtreff“ zu präsentieren, der am 27. September 2025 in den Räumen des Karlsruher Jugend- und Begegnungszentrums stattfand. Das Treffen sollte einen Beitrag zur Vertiefung und Erweiterung der Beziehungen zwischen den Nachbarn Elsass und Baden leisten, dabei aber auch die Trinationale Metropolregion Oberrhein im Auge behalten.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der „Landesvereinigung Baden in Europa“ und dem Badischen Kulturverein, der schwerpunktmäßig für das musikalische Begleitprogramm verantwortlich zeichnete. An den „Marktständen“ hatten politische Institutionen, Personen, Vereine, Gruppen, Projekte Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, aber auch Kontakte zu knüpfen beziehungsweise zu vertiefen. So waren die Europäische Brunnengesellschaft, PAMINA, die Europäische Schule und die Schülerakademie ebenso vertreten wie die Handwerkskammer oder die Stabsstelle Außenbeziehung der Stadt Karlsruhe, aber auch ein Barocktrio aus jungen Teilnehmern des Jugendwettbewerbs der Händelgesellschaft, deren Jugendwettbewerb grenzüberschreitend ausgetragen wird.

Wichtig war aber für alle Teilnehmer und Gäste der Hinweis darauf, dass es im elsässisch-lothringischen Grenzgebiet in Bärenthal eine Jugend- und Begegnungsstätte des Stadtjugendausschusses Karlsruhe gibt, die Unternehmen, Vereinen, Schulen, Musikgruppen und Senioren die Möglichkeit gibt, ihre Räume zu nutzen für Workshops, Seminare, Proben, Sportveranstaltungen, Sprachtrainings usw.

Dass da die Badische Heimat nicht fehlen durfte, liegt auf der Hand. Sie präsentierte sich auf einem der Marktstände natürlich durch Flyer mit dem Mitgliedsantrag, vor allem mit der Zeitschrift „Badische Heimat“ und Ansichtsexemplaren der Bücher, die zum Thema passen. Da hat die Badische Heimat ja auch einiges zu bieten. Zum Beispiel ihre Schriftenreihe, von der Ansichtsexemplare ausgelegt wurden, allen voran das Standardwerk „Die Rolle Badens in Europa“, in dem allein schon 40 Aufsätze der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gewidmet sind. Ein Informationsblatt wies auf die Webseite hin und listete Links auf, die zu wichtigen Informationen führen. Auf die elsässische Zeitung „Land und Sproch“, deren Ausgaben auf der Webseite nachzulesen sind, wurde ebenfalls hingewiesen und ebenso auf die Rezensionen über Bücher zum Thema Elsass in der Schriftreihe „Badische Heimat“. Diese war überhaupt ein Schwerpunkt der Präsentation am Markttisch, vor allem auch wegen der Rubrik „Aus dem Elsass“, die sich in jeder Ausgabe der „Badischen Heimat“ findet. Ausführlich befassen sich deren Beiträge mit historischen, heimatkundlichen, sprachlichen und politischen Aspekten. Die Badische Heimat hat also einen beachtlichen Teil beizutragen; darüber hinaus lag auf unserem Büchertisch aber auch die zweisprachigen Publikationen Pierre Kleins von der Fédération Alsace bilingue, der leider verhindert war, selbst zu kommen.

Die Veranstaltung war so gut besucht, so dass seitens der Veranstalter in Erwägung gezogen wird, sie zur  Dauerreinrichtung zu machen – und damit eine Präsentationsmöglichkeit auch für die Badische Heimat zu bieten.

Tagung am 3.11.2025 im Hospitalhof Stuttgart

Das Jahr 2025 ? 80 Jahre nach Kriegsende ? ist Anlass, Rückschau zu halten auf die Entwicklung von Städtebau und Architektur in Deutschland nach 1945. Was ist aus den Ruinen entstanden? Welche Bilanz ist nach 80 Jahren zu ziehen? Eine solche Rückschau schärft den Blick auf die Zukunft des Städtebaus.

Treiber künftiger Stadtentwicklung sind die Megatrends Digitalisierung, sterbender Einzelhandel, Verkehrswende, Ökologisierung, Nachhaltigkeit, aber auch der Wandel der Religiosität. Der Klimawandel wird zum Paradigmenwechsel im Städtebau. Unsere Städte wachsen weiter, der Platz dafür wird enger, trotzdem müssen sie grüner werden. Nutzungen von Gebäuden fallen brach. Der Druck auf die Wohnungsmärkte ist in vielen Städten unverändert hoch.

Bei der Tagung sollen die genannten Herausforderungen umfassend behandelt und Lösungen dargestellt werden. Hierfür haben renommierte Referentinnen und Referenten zugesagt.

Veranstalter ist der Schwäbische Heimatbund – gemeinsam mit der Architektenkammer Baden-Württemberg, dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, der IBA ’27 sowie dem Hospitalhof Stuttgart. Frau Ministerin Nicole Razavi MdL wird für das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg begrüßen. Für diese Veranstaltung besteht eine Medienpartnerschaft mit dem Staatsanzeiger Baden-Württemberg.

Am 1. September ist Dr. Kurt Hochstuhl, Mitglied des Beirats des Landesvereins Badische Heimat, mit 71 Jahren in Baden-Baden verstorben.

Kurt Hochstuhl gehörte in Baden-Baden insbesondere wegen seines langjährigen kommunalpolitischen Engagements zu den stadtbekannten Persönlichkeiten. Bekannt war er auch wegen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Schiedsrichter, Bezirksvorsitzender und schließlich Präsident des südbadischen Handballverbandes.

Das berufliche Wirken Kurt Hochstuhls war nachhaltig geprägt von seiner besonderen Beziehung zu Frankreich. Ein Jahr seines Studiums verbrachte an der  Universität Toulouse. Die Verbundenheit mit der französischen Kultur und Mentalität machte ihn zu einem allseits geschätzten Brückenbauer; er verfügte über umfassende Kenntnis und den Überblick über die in jeder Hinsicht wechselhaften Beziehungen der drei Länder am Oberrhein.

Viele seiner Publikationen und Workshops zur deutsch-französischen Geschichte gaben wichtige Impulse für die in den 90iger Jahren beginnende grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Für die Durchführung unzähliger sportlicher Begegnungen, gemeinsamer Trainingslager und Schiedsrichterausbildungen zeichnete ihn die Deutsch-Französisch-Schweizerische Oberrheinkonferenz mit dem Oberrheinischen Sportpreis aus.

Als Leiter des Staatsarchivs Freiburg, eine Abteilung des baden-württembergischen Landesarchivs, machte er sich besonders im Raum Freiburg einen Namen, auch bei Ehrenamtlichen und Hobby-Historikern, denen er oft mit gutem Rat zur Seite stand.

Kollegen, Weggefährten, Freunde und Bekannte erlebten ihn als wachen, zugewandten und hilfsbereiten Zeitgenossen mit einer guten Prise Humor, der es verstand, bei Vorträgen und Reden das Auditorium zum Zuhören zu motivieren.

Mit all diesen geschätzten Qualifikationen und positiven Charaktermerkmalen werden wir ihn auch im Landesverein Badische Heimat in Erinnerung behalten.

 

 

Regen Besuch hatte das Meckel-Haus der Badischen Heimat beim Tag des offenen Denkmals am 14. September. Ochsenblutrot hebt sich das Haus in der Freiburger Hansjakobstraße von den umgebenden, hell gestrichenen Bauten ab. Durch seine Größe und markante Bauweise zieht das Haus die Blicke auf sich. So auch am Tag des offenen Denkmals, als über 100 Neugierige das Haus besichtigten. Die zahlreichen Besucher waren überrascht, als sie erfuhren, dass sich unter dem Dach des roten Hauses die Heimat des Vereins Badische Heimat befindet. Kunsthistorikerin Stephanie Zumbrink erläuterte bei drei Führungen Besuchern das Haus und die kunsthistorisch bedeutende Außenfassade mit den geschmiedeten Gittern vor den Fenstern mit den Emblemen der Stifter. Sowohl die Gliederungselemente am Bau – die Fenstergewände und das Portal – wie die Tore und die Einfassungsmauern im Garten sind aus dem damals neuen Baustoff Betonwerkstein der Freiburger Firma Brenzinger. Und Brenzinger war einer der großen Stifter, die zur Finanzierung des Baus beitrugen.

Nach der Besichtigung gab es für alle Besucher Kaffee und Kuchen im großen Bibliothekssaal. Die Leiterin der Geschäftsstelle Daniela Koehler zauberte wieder ein Kuchenbuffet und wurde hierbei unterstützt von Gabriele Keller- Nitsche, die gleichzeitig auch einen beachtenswerten Bücherflohmarkt organisierte. Zum Kauf wurden auch die zahlreichen Bücher der Schriftenreihe der Badischen Heimat sowie die Zeitschrift angeboten. Beispielhaft genannt sei hier das Heft 2/2018, in dem Gerhard Kabierske „Das Haus der Badischen Heimat und seine Farbgebung“ beschrieb. Dieser Aufsatz kann auch auf der Homepage des Vereins abgerufen werden. Mit der Präsentation der Schriftenreihe und Hefte erhielten die Besucher einen Überblick über die Arbeit der Badischen Heimat und seiner Regionalgruppen.

Zum Ende der Veranstaltung bedankte sich der Präsident der Badischen Heimat Sven von Ungern-Sternberg bei den Mitstreitern des Vorstandes für das Engagement an dem heutigen Tag des offenen Denkmals und zeigte sich überzeugt, dass die Veranstaltung ein weiterer wichtiger Baustein im Vereinsleben der Badischen Heimat ist und so ihre Arbeit in die Öffentlichkeit getragen wird. Als Aufgabe des Vereins hat der Vorstand mitgenommen, dass es dringend notwendig ist, der Öffentlichkeit die Präsentation des Vereins und seiner Veranstaltungen in einem Schaukasten an der Hansjakobstraße näher zu bringen. Die Kosten hierfür will der Verein im Rahmen einer Spendenaktion aufbringen. Näheres hierzu erfahren Interessierte in der Geschäftsstelle.

 

Hans-Joachim Bumann

 

Liebe Mitglieder und Freunde der Badischen Heimat,
der Vorstand der Regionalgruppe Karlsruhe konnte am vergangenen
Denkmalsonntag ein besonderes Kleinod in der Region besichtigen, das
aufgrund Privatbesitz sonst nicht zugänglich ist.
Das Schloss Königsbach(Enzkreis) feiert in diesem Jahr das 650. Jubiläum
der urkundlichen Erwähnung, sowie das 750. Jubiläum des Baus der ersten
Schlossanlage.
Der ursprüngliche Charakter der beeindruckenden Schlossanlage, erbaut
als Wasserschloss, wurde in einer sehr sachkundigen Führung durch den
Vorstandsvorsitzenden der gemeinnützigen
Olga-Marie-von-Saint-Andre-Stiftung, Herrn Prof.Dr. Wolfgang Stock,
sowie Frau Baronin von Saint-Andre persönlich erfahrbar. Im Keller
befinden sich noch Mauerteile aus der Gründungszeit der Burg im
13.Jahrhundert. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem
beiliegenden Informationstext.
Das Schloss mitsamt dem idyllischen Park ist seit dem 17. Jh. im Besitz
der Freiherren von Saint-Andre, einem aus Frankreich stammenden
hugenottischen Adelsgeschlecht.
Eine einzigartige Besonderheit ist der westliche Eckpavillon, der u.a.
mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit nach
originalem Vorbild handgefertigten grün glasierten Ziegeln neu
eingedeckt wurde.
Insgesamt wurden nach Aussage der Stiftung in den vergangenen Jahren
seitens der Familie und mit Hilfe von Fördermitteln ca. 600.000 EUR in
den Erhalt des Kulturdenkmals besonderer Bedeutung investiert.
Wir als Badische Heimat e.V. freuen uns, Ihnen im kommenden Jahr eine
exklusive Schlossführung anbieten zu können. Dafür danken wir der
Besitzerin, Frau Baronin von Saint-Andre, und der Stiftung bereits jetzt
sehr herzlich.
Wenn  auch Sie diese Bemühungen unterstützen möchten, kann dies unter
der u.a. Kontonummer erfolgen. Die Spenden sind abzugsfähig.
Hier die Kontoverbindung: DE 55 6619 0000 0003 7342 00 bei der Volksbank
pur eG
Gemeinnützige „Olga-Marie-Saint-Andre-Stiftung“
Schloss Königsbach / 75203 Königsbach
Korrespondenzanschrift: Lindenstraße 29, 75196 Remchingen
Vorstand: Prof. Dr. Wolfgang Stock; Philipp Freiherr von Papius; Dr.
Ferdinand Freiherr von Saint-André von Arnim
Stiftungsaufsicht: RP Karlsruhe
Mit badischen Grüßen,
Steffen Schmid
Leiter Regionalgruppe Karlsruhe

Unter dem Motto des diesjährigen Tags des offenen Denkmals „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ öffnet auch der Landesverein Badische Heimat sein Haus, denn das Gebäude ist das wertvolle „Aushängeschild“ des Vereins. Unbezahlbar ist seine markante Architektur im Straßenbild, und unersetzlich ist es als Identifikationsfigur.

Das Haus in der Freiburger Hansjakobstraße 12 ist von 11.00 bis 16.00 Uhr zu besichtigen. Zu einem Bücherflohmarkt und Informationen zum Verein starten Führungen um 11.00, 12.00 und 13.00 Uhr.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Frank J. Ebner, 20 Historische Gasthäuser – Badens gute Stuben, Badischer Landwirtschafts-Verlag, Freiburg, 92 Seiten, ISBN 978-3-9822988-5-6, 14,50 €.

Im Verein Badische Heimat hatten in der Vergangenheit die „historischen“ Gaststätten als Zeugnisse lokaler Kultur eine besondere Aufmerksamkeit inne. Man denke nur an den Stubenvater Emil Baader, der in ihnen landauf, landab „Heimatstuben“ einrichtete, die herausragenden Persönlichkeiten gewidmet waren. Gasthäuser waren oft jahrhundertelang in Familienbesitz, hatten im Dorf als Ort für Versammlungen und Familienfeiern von Hochzeiten bis zu Beerdigungen einen festen Platz, so wie sie meist auch augenfällig neben der Kirche und dem Rathaus zu verorten sind. Die Dorfgasthäuser erleben in den letzten Jahren ein stilles Sterben – die Heimatstuben wurden, selbst bei Fortbestand, aber Besitzerwechsel, „aufgelöst“. Ein Stück badischer Geschichte geht mit ihnen unwiederbringlich verloren.

Frank J. Ebners Eigeninitiative ist es zu verdanken, dass diesem Artensterben und dem Verlust eines Kulturgutes eine Veröffentlichung entgegengesetzt wird, die zum einen Gäste ermuntert ihren Bestand durch einen Besuch zu unterstützen und auch ein Zeichen der Solidarität für die Gastwirtsfamilien ist.

In zeitgemäßer Form eines Bookazines stellt der Autor 20 historische Gasthäuser vor, die sich vom „Rebstock“ in Laufenburg und dem „Anker“ in Konstanz quer durch Baden bis „Zum Falken“ nach Neudenau erstrecken.

Schon vor über 20 Jahren hatte sich Frank J. Ebner dem Thema angenommen („Historische Dorfgasthäuser und ländliche Kultur“, Schillinger Verlag, Freiburg). Parallel rief er 2006 die Homepage https://www.historische-gasthaeuser.de/ ins Leben, auf der mehr als 60 historische Gasthäuser und Weingüter aufgeführt sind.

Ebner ging es in zwei weitern Buchveröffentlichungen darum, sich in einer Art Zeitreise auf den Weg zu und in die Gasthäuser zu machen – kulinarische Kriterien spielen keine Rolle, die Gastwirtsfamilie und das Gasthaus, und damit die Orts- und Regionalgeschichte, stehen im Mittelpunkt. Betrachtungskriterium ist eine Bausubstanz, die den Ursprung noch erkennen lässt und die nicht mit modischem Unrat verziert wurde. Das Buch stellt historische und aktuelle Aufnahmen gegeneinander und zeigt baulich gewachsene und behutsame Veränderungen. Besitzerfamilien eines Dorfgasthauses sind authentische Menschen, oft sogar Originale, mit einer eigenen Geschichte, die mit ihrem ‚guten‘ Namen seit Generationen für das Produkt auf und um den Teller einstehen und den Gast teilhaben lassen – und in ihre Familie mit ihrer natürlichen Gastfreundschaft mit einbeziehen. Und den Gast teilhaben lassen vor allem an der „bleischweren Dichte der Zeitlosigkeit“, die ein Dorfgasthaus umgibt.

Der Endsechziger Frank J. Ebner hat nach gut 25 Jahren ehrenamtlichem Engagement das Gasthaus-Projekt in andere Hände abgegeben und sich aus der praktischen Arbeit zurückgezogen. Seine Aktivitäten fanden bei Organisationen aller Art keine Unterstützung – sodass es nun an jeder und jedem liegt, die Historischen Gasthäuser in Baden durch eine Einkehr am Leben zu erhalten. Dafür gibt die Veröffentlichung wertvolle Hinweise.

 

Hubert Matt-Willmatt

Harald Stockert: Napoleons Zweitfamilie in Mannheim,

Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, 2023, 132 Seiten

ISBN 978-3-95505-412-0, € 19,90.

 

Mit „Napoleons Zweitfamilie in Mannheim“ legt das Mannheimer Marchivum in der Schriftenreihe Marchivum 11 ein sehr lesenswertes und reich illustriertes Werk -in einem anschaulichen Stil geschrieben- vor, das nicht Napoleon und seine Politik, sondern das Private der Napoleoniden herausstellt, was für die damalige internationale Presse von großem Interesse war. Das Buch gliedert sich mit Vorwort und Anhang in 16 Kapitel. Das im verlag regionalkultur vom Leiter des Marchivums, Dr. Harald Stockert, vorgelegte Buch beschreibt die Ankunft eines Reisenden nach Mannheim, von wo er direkt zu einem Schlösschen nach Seckenheim, heute Mannheim-Seckenheim, weiterfährt. Es handelt sich um den illegitimen Sohn Napoleons, Leon, der seine Mutter Gräfin Eleonore von Luxburg, die ehemalige Geliebte Napoleons, besucht.

 

Neben diesen beiden Personen wird in dem Buch die Stieftochter Napoleons, Stephanie de Beauharnais, und der Ehemann der Eleonore von Luxburg, Karl August von Luxburg, herausgestellt. Stephanie de Beauharnais war die Ehefrau des Erbprinzen Karl von Baden. Diese vier Personen wohnten in Mannheim/Seckenheim bzw. lebten einige Zeit hier. Die Eheleute von Luxburg wohnten im Schloss Seckenheim, später auch in der Innenstadt Mannheims, Stephanie Beauharnais lebte nach dem Tod ihres Mannes im kurfürstlichen Schloss und Leon besuchte öfter seine Mutter in Seckenheim.

 

Die beiden Frauen, Eleonore und Stephanie, hatten beide 1806 ein herausragendes Erlebnis. Stephanie heiratete am 8.April 1806 den Erbprinzen von Baden, um Baden enger an Frankreich zu binden, Eleonore lernte im Januar 1806 den Kaiser von Frankreich kennen. Aus der Beziehung zu Napoleon entwickelte sich eine Liebesaffäre, und am 13. Dezember 1806 brachte Eleonore ihren Sohn Leon zur Welt, der Napoleon wie aus dem Gesicht geschnitten aussah. Eleonore und Stephanie kannten sich vom Internat der Henriette Campan, der früheren Kammerzofe Marie-Antoinettes, der Ehefrau Ludwig XVI. Beide Frauen waren befreundet. Nach der Affäre Eleonores mit Napoleon war die Beziehung Stephanies und die der Familien Bonapartes und Beauharnais zu Eleonore zerbrochen. Auch Napoleon sah Eleonore nie wieder. Er unterstützte sie aber über Mittelsmänner. Die erste Ehe Eleonores war gleich zu Anfang zerbrochen und die zweite Ehe „mit einem Militär aus dem Departement Charentes“ endete im Russlandfeldzug Napoleons. Der Ehemann blieb verschollen.

 

Sohn Leon wurde Eleonore kurz nach der Geburt auf Veranlassung Napoleons wegen Überforderung weggenommen und einer Tagesmutter übergeben. Eleonore sah ihren Sohn 15 Jahre nicht. Er wurde von einem Subtutor und einem Hauslehrer betreut, und im Hintergrund sorgte sein Vater Napoleon finanziell für ihn. Leon war schon im Jugendalter verschwenderisch, immer auffällig gekleidet und hatte im späteren Leben viele Affären. Er war vor Gericht und sogar im Gefängnis. Einen Aufstieg beim Militär schaffte er nicht, weil es mit seinen Vorgesetzten immer zu Konflikten kam, und so war auch eine politische Karriere nicht möglich.  Aber er zehrte vom Ansehen seines berühmten Vaters.

 

Graf Karl August von Luxburg war seit 1821 Intendant des Nationaltheaters von Mannheim. Er war nicht die Idealbesetzung für dieses Amt gewesen, doch er war mit den Aufführungen von Opern im Nationaltheater erfolgreich. Karl   August   heiratete am 23. Mai 1814 in Seckenheim Eleonore, wo seine Eltern wohnten. Durch die Heirat mit Karl August war Eleonore in den Adelsstand aufgestiegen. 1814 und 1815 lebten die von Luxburgs meist noch in Paris, ehe sie sich in Seckenheim niederließen, als sie das Seckenheimer Schlösschen erworben hatten. Hier trafen sich die Verwandtschaft der Luxburgs und Freunde und Bekannte von Eleonore und Karl August, und hier empfing Eleonore damals ihren Sohn, wie oben geschildert. Das schlechte Image Eleonores in Mannheim als Geliebte Napoleons wurde aufgebessert, als sie die Gattin des Intendanten des Nationaltheaters wurde und als das Ehepaar Luxburg manchmal als Gast der Großherzoginwitwe in das Mannheimer Schloss eingeladen wurde, obwohl es zwischen Eleonore und Stephanie nach der Affäre mit Napoleon zu einem Bruch ihrer Beziehungen gekommen war. Die Einladung des Ehepaar Luxburgs ins Mannheimer Schloss geschah aber wegen der Position Karl Augusts als Intendant des Nationaltheaters.

 

Im Bewusstsein der heutigen Mannheimer sind Eleonore, Karl August und der Sohn Eleonores bis zum Erscheinen dieses Buches wohl nicht vorhanden gewesen. Die Großherzoginwitwe Stephanie war als sogenannte „Landesmutter“ in Mannheim stets präsent. An sie erinnert heute noch eine Statue am nach ihr benannten Stephanienufer.                                                                                       Konrad Exner